Schon das Zitat:

 

„Als ich den grauen Rock in der Steyermark einführte, geschah es um ein Beyspiel der Einfachheit in Sitte zu geben, so wie mein grauer Rock, so wurde mein Hauswesen, so mein Reden und Handeln. Das Beyspiel wirkte, der graue Rock, von manchen verkannt, von den Besseren erkannt, wurde ein Ehrenrock und ich ziehe ihn nie mehr aus, ebensowenig weiche ich von meiner Einfachheit, lieber gebe ich mein Leben her.“

 

zeigt die Nähe Erzherzog Johanns zum Volk. Der Steireranzug entstand aus der Tracht der Jäger, nahm aber auch verschiedene Elemente militärischer Uniformen auf. Der Steireranzug wurde von Johann popularisiert, er schätzte die Schlichtheit und Zweckmäßigkeit dieser Tracht, wie aus seinen Briefen an Anna Plochl hervorgeht.


Im kaiserlichen Wien betrachtete man Johann seit der Alpenbundaffäre mit Misstrauen. Bald galt das Tragen des Steireranzugs als Indiz für eine aufrührerische Gesinnung und wurde 1823 auf Anweisung der Hofkanzlei allen Staatsbeamten bei Strafe verboten. Einige Jahrzehnte später hingegen trug sogar Kaiser Franz Joseph I, wenn er auf der Jagd weilte, einen solchen Anzug.

Der Steireranzug verbreitete sich schnell als Freizeitkleidung der Adeligen und in der Folge auch des gehobenen Bürgertums. Nach dem Ersten Weltkrief führte die Trachtenbegeisterung jener Zeit zu seiner raschen Verbreitung in ganz Österreich. Er ist heute die dominierende Männerkleidung bei den meisten Trachtenveranstaltungen, wie beispielsweise beim Jägerball in der Wiener Ballsaison.

 

In Stainz finden Sie den Steireranzug und wunderbare Trachten im Geschäft von Joachim Weigl, im Trachtengeschäft Ulz, im Kaufhaus Hubmann und im Atelier von Theresa Schöffel. Alle Geschäfte befinden sich am Erzherzog Johann Weg.

 

Gerne möchten wir Sie auch auf die Stainzer Tracht hinweisen. Bei Hochzeiten, Feiern und Festen wie den Schilchertagen wird diese sehr gerne getragen.

 

Die Stainzer Tracht, ein altüberliefertes Gewand, ist eine der vielen, heute noch lebendigen Trachten. Unter dem Begriff „Tracht“ stellt sich jedoch jeder etwas anderes vor. Früher war sie nichts Besonderes, denn Tracht war das, was man trug! Formenreichtum und Farbenvielfalt, wie wir sie kennen, sind das Ergebnis eines langen Entwicklungsprozesses.

Damit gekoppelt ist die Fertigkeit des Menschen, die Materialien, die ihm jeweils zur Verfügung standen, zu behandeln und zu verarbeiten.Im 19. Jh. war eine Verflachung und Vereinheitlichung der Trachtenkleidung zu bemerken, beeinflusst durch politische und wirtschaftliche Umwälzung, wie auch durch verschiedene Modetrends. In dieser Zeit war es der „Steirische Prinz“ Erzherzog Johann, der sich unermüdlich der Pflege und Festigung alpenländischen Kulturgutes widmete.

 

Ihm und seiner Frau ist es zu danken, dass die Volkstracht, die sie selbst getragen haben, in der Steiermark ein so hohes Ansehen behielt. Auch die Stainzer verstehen ihre Tracht als altes Kulturgut, das sie lebendig erhalten wollen. So gibt es eine eigene festliche Frauentracht, ein Alltagsdirndl und eine eigene Männertracht.

 

Die Frauenfesttracht aus Brokatseide ist knöchellang. Eine Rüsche aus dem Kleidstoff verziert den Ausschnitt und wird auch oberhalb des Kittelrandes aufgenäht. Am Leiblrücken befindet sich der typische „Stainzer Fächer“. Die Farbe der Schürze wird dazupassend zum Kleidstoff gewählt, sie ist einfärbig und meist in schlichtem Hellblau, Hellgrau oder Schwarz.

 

Dazu werden weiße oder hellblaue Strümpfe getragen. Ein Seidentuch, das in den Ausschnitt gesteckt wird, wertet die Festlichkeit zusätzlich auf.Als Kopfbedeckung bei besonderen Anlässen setzen die verheirateten Frauen, die bereits „unter die Haube gekommen“ sind, „Drahthauben“ auf. Die Mädchen tragen über dem „Bodenhäu-berl“, das im Nacken mit zwei langen scharzen Seidenbändern zur Masche gebunden wird, einen „Sulmerhut“.

 

Das ist ein flacher, breitkrempiger Strohhut mit einem langen breiten Seidenband.Das Stainzer Alltagsdirndl ist ein weitum bekannter Blaudruck-Leibkittel. Dort wo es „Blaufärber“ in der Steiermark gab, wurde auch dieses Gewand getragen. Dazu wird eine hellblaue Schürze umgebunden.Die Männer tragen eine schwarze lederne Kniebundhose und hellblaue Kniestrümpfe. Der dazupassende kurze Janker wird aus grünem Tuch gearbeitet und hat am Rücken einen Hakenschlitz und zwei Falten. Die Knöpfe, vorne doppelreihig angeordnet, werden mit dem Jankerstoff überzogen.

 

Ergänzt wird die Männertracht mit gestickten Hosenträgern oder einem roten Brustfleck. Als typische Kopfbedeckung wird der „Bullkoglerhut“, ein hochgupfiger, schwarzer Filzhut mit bunten Schnüren, aufgesetzt. Der Hutname wurde von den sogenannten „Bullkogeln “, einer Bezeichnung für Ameisenhaufen, abgeleitet .Als Beispiel für das Lebendig erhalten der Tracht können der Musikverein Stainz, der seit über 40 Jahren in Stainzer Tracht eingekleidet ist, und die Volkstanzgruppe Stainz, genannt werden.

 

Bei Empfängen der Marktgemeinde Stainz darf die Tracht ebenfalls nicht fehlen. Zum Glück verstehen die Stainzer diese überlieferte Gewandung noch als lebendiges Kulturgut und nicht als musealen, veralteten und unattraktiven Schnörkel aus vergangener Zeit!

 

https://www.stainz.at/bildung-und-kultur/tracht/